Das große Ziel: Netto-null-Emissionen am Finanzplatz


Frankfurt kann entscheidende Klimabeiträge leisten: Denn der zielsichere Weg in eine kohlenstoffarme oder sogar CO2-neutrale Wirtschaft (Netto-Null-Treibhausgasemissionen) geht über den Finanzsektor.

Die CO2-Bilanzierungen von Unternehmens-, Immobilien- und Projektfinanzierungen haben einen immer stärkeren Einfluss auf die Investitionsentscheidungen. Europa will 2050 klimaneutral sein. China strebt dasselbe bis 2060 an. Allerdings ist es momentan noch so, dass die Treibhausgase der finanzierten Projekte die direkten operativen Emissionen um das 750-Fache übersteigen.

Frankfurts Großbanken bleiben im globale Finanz-Klimabündnis

In dem globalen Finanz-Klimabündnis Net-Zero Banking Alliance (NZBA) hatten sich zwischenzeitlich 144 Banken mit einer Bilanzsumme von rund 75 Billionen US-Dollar zusammengefunden: Alle haben sich verpflichtet, ihre Kredit-, Anlage- und Kapitalmarktaktivitäten auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 auszurichten. Nun sind aber Anfang 2025 die sechs US-Großbanken (Bank of America, Citigroup, Goldman & Sachs, JPMorgan, Morgan Stanley, Wells Fargo) aus dem Bündnis ausgestiegen. Die Trump-Administration hatte ihnen mit kartellrechtlichen Konsequenzen gedroht. Die Folgen des Ausstiegs für die weitere Klimapolitik der Banken ist momentan noch ungewiss.

In Deutschland bleiben die Deutschen Bank und die Commerzbank dem Klimabündnis treu. Bis 2040 will die Commerzbank im eigenen Bankbetrieb die CO2-Emissionen auf Net-Zero zu reduzieren. Für Projektfinanzierungen im Bereich fossiler Brennstoffe schreibt die Bank in ihrem ESG-Rahmenwerk, dass keine neuen Geschäftsbeziehungen mehr zu Unternehmen abgeschlossen werden, die:
a) im Kohleabbau, der Kohleinfrastruktur oder der Energieerzeugung tätig sind,
b) über dem Schwellenwert von 20 Prozent (Kohleanteil am Umsatz oder an der Stromerzeugung) liegen oder die
c) Expansionspläne im Kohlebereich verfolgen.

Wachstumsimpulse durch eine Green Finance City

Keine Investitionsentscheidung ohne Reporting. So diskutiert das Frankfurter Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE im House of Finance, wie die nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) den Klimazielen im Finanzdienstleistungssektor besser gerecht werden. Selbst ein nachhaltig ausgerichteter „dunkelgrüner” Artikel 9-Fonds würde zu wenig Kapital in Investitionen zur Emissionsreduktion lenken. Meist konzentrierten sich die Fondsportfolios auf etablierte, börsennotierte Unternehmen, die ihrerseits nur bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllten.

Um die Reduktion von Treibhausgasen zu verstärken, müssten die Anlageprodukte neues Kapital in grüne, schnell wachsende Unternehmen lenken. Während für die etablierten Unternehmen der meisten 8- und 9-Fonds der Kapitalzugang kein limitierender Faktor sei, wäre das Kapital besonders dort knapp, wo ein großer Hebel für CO2-Reduktionen möglich ist. Das sind in erster Linie produzierende KMU, der Risikokapital-Sektor sowie Infrastrukturprojekte in der Anfangsphase.

Der Investitionsbedarf, um die nachhaltige Transformation über alle Sektoren in Deutschland voranzubringen, ist enorm: allein in Deutschland sind es jährlich 135 bis 255 Milliarden Euro. In Europa beläuft sich der Kapitalbedarf auf rund 750 Milliarden Euro. Solche Investitionslücken können, angesichts der neuen Herausforderungen der staatlichen Haushalte, nur privates Kapital füllen. Doch statt auf die Umweltfreundlichkeit und das Reporting der Portfoliounternehmen zu fokussieren, sollte die SFDR mehr Anreize für Investitionen in Netto-Null-Emissionen anstoßen, empfehlen die Wissenschaftler von SAFE.

An der Energiewende führt kein Weg mehr vorbei, sowohl politisch, sicherheitsstrategisch als auch wirtschaftlich. Hier kann der Finanzplatz Frankfurt als Green City Pionierarbeit leisten und auch mit einer nachhaltigen Start-up-Szene neue Wettbewerbsvorteile aufbauen.

Quellen: